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"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit,
sondern die Illusion, wissend zu sein."
(Stephen Hawking)

Studien

Aktuell werden täglich neue wissenschaftlichen Publikationen zu SARS-CoV2 und COVID-19 (teils im sogenannten fast-track) veröffentlicht. ICI hat sich dabei zum Ziel gesetzt, speziell jene Artikel herauszufiltern, die einen kritischen Zugang zur Thematik enthalten.

Angesichts der großen Anzahl bereits veröffentlichter Studien kann hierbei jedoch kein Anspruch auf Vollständigkeit gestellt werden. Und obgleich ICI darüber hinaus auch Wert darauf legt, nur vertrauenswürdige Quellen (z.B. peer-reviewte Zeitschriften) zu zitieren und nur veröffentlichte qualitativ hochwertige Studien bzw. Opinion-Papers zu inkludieren, wird für die inhaltliche Richtigkeit keine Gewähr übernommen.

Inhalte

  1. Inzidenz und Mortalität

  2. Impfung und Immunität

  3. Tests und Prognosemodelle

  4. Kinder und Corona

  5. Psychische Folgen

  6. Maßnahmen (Masken, Lockdown)

  7. Situation in Italien

Studienbibliothek zur COVID-19-Pandemie

https://www.gesundheit-oesterreich.at/studienbibliothek/

1. Inzidenz und Mortalität

SARS-CoV-2: Mögliche Überschätzung der Gefahr
Studie zum Auftreten und zur Sterblichkeit von SARS-CoV-2 im Vergleich mit gängigen Corona-Viren

Diese Studie vergleicht das Auftreten (Inzidenz) und die Sterblichkeit (Mortalitätsraten) von vier bekannten, gängigen Corona-Viren, die jährlich für Millionen von Erkrankungen verantwortlich sind mit der Inzidenz und Mortalitätsrate von SARS-CoV-2. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass das Problem von SARS-CoV-2wahrscheinlich überschätzt wird, da jährlich 2,6 Millionen Menschen an Atemwegsinfektionen sterben, verglichen mit weniger als 4.000 mit SARS-CoV-2 assoziierten Todesfällen (zum Zeitpunkt des Verfassens des Artikels). SARS-CoV-2 kann aus statistischer Sicht nicht als gefährlicher bzw. tödlicher als andere, bereits bekannte Corona-Viren angesehen werden.

Link: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7102597/
PDF (epub ahead of print):https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7102597/pdf/main.pdf
Zitat: Roussel, Y., Giraud-Gatineau, A., Jimeno, M. T., Rolain, J. M., Zandotti, C., Colson, P., & Raoult, D. (2020). SARS-CoV-2: fear versus data. International Journal of Antimicrobial Agents, 105947.



Überschätzung der Mortalitätsrate #1
Studie zu Schätzungen der Sterblichkeit

Diese chinesische Studie, die auf öffentlich zugänglichen und publizierten Daten basiert, errechnet eine Sterblichkeitsrisiko (case fatality risk; das ist die Wahrscheinlichkeit, nach Auftreten von Symptomen zu versterben) von 1.4 für COVID-19. Diese Mortalitätsrate ist wesentlich geringer als jene errechnete bzw. prognostizierte. Darüber hinaus zeigt sich ein Alterseffekt mit einem fünffachen Risiko von über 60Jährigen eine symptomatische Infektion zu entwickeln.

Link: https://www.nature.com/articles/s41591-020-0822-7
PDF: https://www.nature.com/articles/s41591-020-0822-7.pdf
Zitat: Wu, J. T., Leung, K., Bushman, M., Kishore, N., Niehus, R., de Salazar, P. M., ... & Leung, G. M. (2020). Estimating clinical severity of COVID-19 from the transmission dynamics in Wuhan, China. Nature medicine, 1-5.

 

Überschätzung der Mortalitätsrate #2
Kommentar zu aktuellen Schätzungen der Sterblichkeit

In diesem Kommentar prognostiziert der Autor auf Basis früherer Pandemien (z.B. H1N1 und SARS), dass die tatsächliche Sterblichkeit geringer ausfallen wird als jene, die zu Beginn berichtet wurde. Auch betont der Autor, dass diese Schätzungen weiter sinken werden, je mehr Tests auch bei subklinischen Stichproben durchgeführt werden.

Link:https://www.bmj.com/content/368/bmj.m1113
Zitat: Niforatos, J. D., Melnick, E. R., & Faust, J. S. (2020). Covid-19 fatality is likely overestimated. BMJ, 368.

 

Auftreten von Corona-Viren im Rahmen von Atemwegserkrankungen
Eine prospektive Studie zur Krankheitslast oberer Atemwegserkrankungen

Diese prospektive britische Studie untersucht die Krankheitslast oberer Atemwegserkrankungen in einer Stichprobe von 533 älteren Erwachsenen. Unter den verschiedenen saisonal auftretenden Krankheitserregern bilden Corona-Viren mit 26% nach Rhino-Viren (52%) die zweithäufigste Gruppe. Die auftretenden Infektionen sind dabei klinisch nicht voneinander zu unterscheiden. Die größte Krankheitslast verursachten Rhino-Viren, gefolgt von Episoden unbekannter Ätiologie, Corona-Viren und Influenza A und B.

Link:https://www.bmj.com/content/315/7115/1060.short
PDF:https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2127683/pdf/9366736.pdf
Zitat: Nicholson, K. G., Kent, J., Hammersley, V., & Cancio, E. (1997). Acute viral infections of upper respiratory tract in elderly people living in the community: comparative, prospective, population based study of disease burden. BMJ, 315(7115), 1060-1064.


2. Impfung und Immunität

Stabile und andauernde Immunität
Antikörper gegen das SARS-CoV-2 Virus auch 6 Monate nach Infektion

Eine österreichische Studie mit 29 gesunden Probanden (Durchschnittsalter 44 ± 13,2 Jahre) untersuchte das Vorhandensein von Antikörpern (antivirale Bindungsantikörper) 2-10 Wochen, 3 Monate und 6 Monate nach Krankheitsbeginn sowie auch von neutralisierenden Antikörpern nach 6 Monaten. Auch 6 Monate nach der Infektion waren Antikörper nachweisbar, was auf eine stabile und anhaltende Antikörperreaktion hinweist. Die Autoren schlussfolgern, dass Antikörper-Tests durchgeführt werden sollten, um immune Personen zu identifizieren.

Link: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7734454/
PDF: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7734454/pdf/508_2020_Article_1795.pdf
Zitat: Deisenhammer, F., Borena, W., Bauer, A., Kimpel, J., Rudzki, D., Schanda, K., ... & Reindl, M. (2020). 6-month SARS-CoV-2 antibody persistency in a Tyrolian COVID-19 cohort. Wiener klinische Wochenschrift, 1-8.

 

SARS-CoV-2-spezifische T-Zellen bieten langfristigen Schutz
Eine Studie deutet auf T-Zellen Immunität auch bei asymptomatischen Personen hin

Eine Reihe von Experimenten mit Personen, die schwer oder mild an COVID-19 erkrankt oder asymptomatisch waren, zeigt, dass auch Monate nach der Infektion T-Zellen vorhanden sind, selbst wenn keine Antikörper nachweisbar sind.  Die Autoren schließen, dass sich T-Zellen als entscheidend für den langfristigen Immunschutz gegen COVID-19 erweisen könnten. Ebenso deuten die Ergebnisse darauf hin, dass eine natürliche Exposition oder Infektion wiederkehrende Episoden schwerer COVID-19-Erkrankungen verhindern kann.

Link: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0092867420310084
PDF: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0092867420310084/pdfft?md5=cb6e5356cf407841e541ae54d5ffd99b&pid=1-s2.0-S0092867420310084-main.pdf 
Zitat: Sekine, T., Perez-Potti, A., Rivera-Ballesteros, O., Strålin, K., Gorin, J. B., Olsson, A., ... & Wullimann, D. J. (2020). Robust T cell immunity in convalescent individuals with asymptomatic or mild COVID-19. Cell, 183(1), 158-168.


 

3. Tests und Prognosemodelle

Problem mit Cut-off-Werten (Ct-Wert) bei PCR-Tests
Studie zeigt eine geringe Viruslast bei Ct-Werten ab 30

Eine korrelative Studie mit 3.790 Probanden fand Unterschiede in der tatsächlichen Viruslast in Abhängigkeit von dem Ct (cycle threshold)-Wert, welcher bei einem PCR-Test als Cut-Off Wert für die Positivität festgelegt wird. In der Stichprobe zeigte sich, dass während bei einem Ct-Wert von 25 bis zu 70% der Patienten auch in der Virus-Kultur positiv blieben, bei Ct = 30 dieser Wert auf 20% sank. Bei Ct = 35 waren nur noch <3 % der Kulturen positiv. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass hohe Ct-Werte meist mit niedrigen Viruslasten korreliert sind.

Link: https://academic.oup.com/cid/advance-article/doi/10.1093/cid/ciaa1491/5912603
PDF:https://academic.oup.com/cid/advance-article-pdf/doi/10.1093/cid/ciaa1491/34120026/ciaa1491.pdf
Zitat: Jaafar, R., Aherfi, S., Wurtz, N., Grimaldier, C., Van Hoang, T., Colson, P., ... & La Scola, B. (2020). Correlation Between 3790 Quantitative Polymerase Chain Reaction–Positives Samples and Positive Cell Cultures, Including 1941 Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 Isolates. Clinical Infectious Diseases, ciaa1491.

 

PCR-Tests geben keinen Aufschluss über Infektiosität
Bei Ct-Werten größer 24 ist kein vermehrungsfähiger Virus nachweisbar

Angesichts der Tatsache, dass der PCR-Test keine infektiösen Viren, sondern RNA detektiert, setzte sich diese bereits im Mai 2020 publizierte Studie zum Ziel, die Beziehung zwischen den PCR-Test-Zyklusschwellenwerten (Ct) und der Infektiosität in Zellkultur zu bestimmen. Unter 90 positiven PCR-Tests fanden sich nur 26 Proben mit viralem Wachstum. Bei Proben mit einem Ct > 24 war kein vermehrungsfähiger Virus nachweisbar. Diese Studie bestätigt erneut, dass ein PCR Test nicht dazu geeignet ist, die Infektiosität zu bestimmen.

Link: https://academic.oup.com/cid/article/71/10/2663/5842165
PDF: https://academic.oup.com/cid/article-pdf/71/10/2663/34933379/ciaa638.pdf
Zitat: Bullard, J., Dust, K., Funk, D., Strong, J. E., Alexander, D., Garnett, L., ... & Poliquin, G. (2020). Predicting infectious severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 from diagnostic samples. Clinical Infectious Diseases, 71(10), 2663-2666.

 

Studie aus Wuhan, China zeigt extrem geringe Rate an positiven Testergebnissen
Selbst die Testpositiven waren im nachfolgenden Virusnachweis nicht ansteckend

Insgesamt wurden im Rahmen der vorliegenden Studie ca. 10 Millionen Einwohner Wuhans ab 6 Jahren einem PCR-Screening unterzogen. Dabei wurden keine neuen symptomatischen Fälle und lediglich 300 asymptomatische Fälle identifiziert. Ferner wurden unter den 34.424 TeilnehmerInnen mit einer dokumentierten COVID-19-Erkrankung in der Vergangenheit 107 Personen erneut positiv getestet (0,31%). Keine der asymptomatischen Testpositiven oder erneut positiv Getesteten schlug jedoch im Virusnachweis an („no viable virus“), d.h. dass die PCR-Testergebnisse falsch-positiv und die Betroffenen nicht ansteckend waren.

PFD:https://www.nature.com/articles/s41467-020-19802-w.pdf
Link:https://www.nature.com/articles/s41467-020-19802-w
Zitat: Cao, S., Gan, Y., Wang, C., Bachmann, M., Wei, S., Gong, J., ... & Jiang, H. (2020). Post-lockdown SARS-CoV-2 nucleic acid screening in nearly ten million residents of Wuhan, China. Nature Communications, 11(1), 1-7.

 

Fluktuierende Ergebnisse bei RT-PCR-Tests
Eine chinesische Studie zeigt Fehleranfälligkeit von RT-PCR Tests auf

Diese Studie analysiert die Daten von insgesamt 610 hospitalisierten Patienten aus Wuhan, die klinisch mit COVID-19 diagnostiziert und anschließend einem RT-PCR-Test (time reverse-transcriptase polymerase chain reaction-Test) unterzogen wurden. Die Autoren berichten über eine hohe falsch-negativ Rate sowie über fluktuierende Ergebnisse der Tests und plädieren dafür, nicht nur Tests, sondern auch klinische Indikatoren für die Diagnosestellung herangezogen werden sollten. Auch zeigt die Studie den großen Bedarf an Standardisierung und Optimierung bestehender (Test-)Prozeduren auf.

Link:https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/32219885
PDF:https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/jmv.25786
Zitat: Li, Y., Yao, L., Li, J., Chen, L., Song, Y., Cai, Z., & Yang, C. (2020). Stability Issues of RT‐PCR Testing of SARS‐CoV‐2 for Hospitalized Patients Clinically Diagnosed with COVID‐19. Journal of Medical Virology, 1-6.

 

Die Zuverlässigkeit von Covid-19 Prognosemodellen
Systematisches Review zu Covid-19 Prognosemodellen im British Medical Journal (BMJ)

Dieses Review analysiert 27 publizierte Modelle, die sich auf Basis vorrangig chinesischer Daten mit der Prognose von Krankheitsverläufen, der Dauer von Spitalsaufenthalten, der Progression zu einer schwereren Form wie auch dem Mortalitätsrisiko befassen. Alle 27 Modelle wurden aufgrund einer fehlerhaften Methodik, darunter z.B. einer mangelhaften Stichprobenselektion, sowie auch wegen unklaren Angaben zur Konzeption mit einem hohen Risiko für verzerrende Prognosen bewertet. Die Übersichtsarbeit zeigt folglich auf, dass die publizierten Modelle mangelhaft beschrieben sind und ein hohes Risiko einer Fehleinschätzung bergen.

Link:https://www.bmj.com/content/369/bmj.m1328
PDF (Open Access): https://www.bmj.com/content/bmj/369/bmj.m1328.full.pdf
Zitat: Wynants, L., Van Calster, B., Bonten, M. M., Collins, G. S., Debray, T. P., De Vos, M., ... & Schuit, E. (2020). Prediction models for diagnosis and prognosis of covid-19 infection: Systematic review and critical appraisal. BMJ, 369.

 

Komplikation nach Nasenabstrich
Eine Einzelfallstudie beschreibt Liquoraustritt nach einem nasalen Abstrich

Diese Kasuistik greift die bisher geringe Datenlage zu Komplikationen von Nasenabstrichen auf und beschreibt den Einzelfall einer Patientin in ihren 40ern, die mit einseitigem Schnupfen, einem metallischen Geschmack, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Photophobie vorstellig wurde. Eine umfassende Diagnostik zeigte einen Liquor-Austritt, d.h. den Austritt der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit. Die Autoren führen dies auf die Kombination des invasiven Tests und einer vorbestehenden knöchernen Fehlbildung des Schädels zurück. Angesichts dessen betonen die Autoren, dass man vor allem bei Patienten mit bekannten früheren Schädelbasisdefekten, einer Vorgeschichte von Sinus- oder Schädelbasisoperationen oder einer Prädisposition für eine Schädelbasiserosion alternative Methoden zum Nasenabstrich in Betracht ziehen sollte.

Link: https://jamanetwork.com/journals/jamaotolaryngology/fullarticle/10.1001/jamaoto.2020.3579
Zitat: Sullivan, C. B., Schwalje, A. T., Jensen, M., Li, L., Dlouhy, B. J., Greenlee, J. D., & Walsh, J. E. (2020). Cerebrospinal Fluid Leak After Nasal Swab Testing for Coronavirus Disease 2019. JAMA Otolaryngology–Head & Neck Surgery.


4. Kinder und Corona

"Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kinder und Jugendliche zwar hinsichtlich Infektionen bzw. schwerer Krankheitsverläufe weniger gefährdet sind als Erwachsene, aber zum Teil sehr massiv unter den Folgen der Coronamaßnahmen leiden – vor allem mittel‐ und langfristig. Dabei geht es um psychische Belastungen und um einen Verlust an Wohlbefinden und Lebensqualität generell, um einen Mangel an gesunder Ernährung und Bewegung und in der Folge um steigende Raten bei Übergewicht und Adipositas, aber es geht auch um Bildungsverluste und die daraus resultierenden langfristigen Folgen auf dem Arbeitsmarkt. All diese Effekte betrafen – bei ohnehin nachteiliger Ausgangssituation vor der Pandemie – Kinder und Jugendliche aus sozioökonomisch benachteiligten Familien in besonderem Maße, sodass sich die Unterschiede bezüglich Chancengerechtigkeit zum Teil deutlich erhöht haben. Auch spezifische Gruppen, wie Kinder und Jugendliche in betreuten Einrichtungen oder Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, waren durch die Pandemie und vor allem durch die begleitenden Maßnahmen zu deren Eindämmung überproportional betroffen." - https://bit.ly/37171Nu (S. 17)

Gerade deshalb sollte eine unabhängige Evaluierung prüfen, was in Österreich in den letzten beiden Jahren getan wurde, um diese unerwünschten Folgen für Kinder und Jugendliche zu minimieren UND welche Faktoren dazu beigetragen haben, diese unerwünschten Folgen zu verstärken. Das beinhaltet auch eine Prüfung der Rolle von Politik, Behörden, Wissenschaft und Medien.

https://jasmin.goeg.at/1996/1/Bericht_Soziale%20Faktoren%20der%20Pandemie_Dezember%202021.bf.pdf

Kinder haben mildere Verläufe und eine bessere Prognose
Ein Review zeigt, dass Kinder von COVID-19 weniger betroffen sind

Ein systematischer Übersichtsartikel über 45 Papers zeigt, dass Kinder nur einen geringen Prozentsatz an COVID-19 Erkrankten darstellen. Darüber hinaus haben sie mildere (mehrheitlich asymptomatische) Krankheitsverläufe als Erwachsene, und Todesfälle sind extrem selten (vorrangig treten sie bei bei jenen Kindern auf, die zuvor bereits schwer erkrankt waren). Insgesamt deutet die Studienlage darauf hin, dass Kinder von COVID-19 weniger betroffen sind.

Link: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/apa.15270
PDF: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/apa.15270
Zitat: Ludvigsson, J. F. (2020). Systematic review of COVID‐19 in children shows milder cases and a better prognosis than adults. Acta Paediatrica, 109(6), 1088-1095.

 

Kinder wegen COVID-Maßnahmen zu spät behandelt
Eine österreichische Studie zeigt einen signifikanten Rückgang von Spitalsbehandlungen bei Kindern

Diese retrospektive Studie österreichischer Kinderärzte zeigt, dass pädiatrische Konsultationen in den ersten vier Wochen des Lockdowns um 85% und kinderchirurgische Eingriffe um 59% zurückgegangen sind (verglichen mit demselben Zeitraum in den Jahren 2018 und 2019). Neben der Angst der Eltern vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 (in 67% der Fälle), nennen die AutorInnen auch geschlossene Gesundheitseinrichtungen (16%) und das Warten auf einen negativen SARS-CoV-2-Test (16%) als Gründe für die ausbleibende Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen. In extremen Fällen führte die Angst vor Ansteckung dazu, dass Eltern erst ins Krankenhaus fuhren, als das Kind bereits in einem potenziell lebensbedrohlichen Zustand war. In zwei Fällen verweigerten die Eltern den Krankentransport ins Spital, und in einem Fall verstarb ein Säugling, weil den Eltern, die sich in Quarantäne befanden, geraten wurde, zu Hause zu bleiben. Die Autoren schlussfolgernd, dass die mit den Maßnahmen einhergehenden Gesundheitsschäden die COVID-19-bezogenen Risiken bei Kindern überwiegen.

Link:https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/apa.15507
PDF: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/apa.15507
Zitat: Schaffert, M., Zimmermann, F., Bauer, L., Kastner, S., Schwarz, A., Strenger, V., ... & Wortmann, S. B. (2020) Austrian study shows that delays in accessing acute paediatric healthcare outweighed the risks of COVID‐19. Acta Paediatrica, DOI: 10.1111/apa.15507.

 

Kein Nutzen von Schulschließungen
Systematisches Review zu der Frage, ob Schulschließungen wirksam sind

Dieser Übersichtsartikel evaluiert 16 Artikel, die die Wirksamkeit von Schulschließungen oder anderen in Schulen implementierten sozialen Distanzierungsmaßnahmen zur Eindämmung der SARS-Pandemie 2003 untersuchten. Die Daten deuten darauf hin, dass Schulschließungen nicht zur Verbesserung der Kontrolle über die Krankheitsausbreitung während der SARS-Pandemie 2003 beitrugen. Die Autoren sprechen sich dafür aus, weniger drastische soziale Maßnahmen in Schulen zu setzen.

Link:https://www.thelancet.com/journals/lanchi/article/PIIS2352-4642(20)30095-X/fulltext?utm_source=miragenews&utm_medium=miragenews&utm_campaign=news
PDF (Open Access): https://www.thelancet.com/action/showPdf?pii=S2352-4642%2820%2930095-X
Zitat: Viner, R. M., Russell, S. J., Croker, H., Packer, J., Ward, J., Stansfield, C., ... & Booy, R. (2020). School closure and management practices during coronavirus outbreaks including COVID-19: a rapid systematic review. The Lancet Child & Adolescent Health.

 

Effekte der Corona-Krise auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
Ein narratives Review gibt Einblicke in bestehende und potenzielle Negativfolgen

Dieses narrative Review bietet einen Überblick über die mit den Corona-Maßnahmen einhergehenden möglichen und tatsächlichen Folgen für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Eine mögliche Bedrohung stellen der fehlende Peer-Kontakt und geringere Möglichkeiten zur Stressregulierung sowie auch Ängste dar. Ebenso zählen psychische Erkrankungen der Eltern, häusliche Gewalt und Misshandlung von Kindern zu den zentralen Risikofaktoren, wobei insbesondere Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen, bestehenden psychischen Gesundheitsproblemen und Traumata, sowie auch mit Migrationshintergrund und niedrigem sozioökonomischen Status besonders betroffen sind.

Link:https://www.springermedizin.de/covid-19/challenges-and-burden-of-the-coronavirus-2019-covid-19-pandemic-/17976192
PDF: https://link.springer.com/content/pdf/10.1186/s13034-020-00329-3.pdf
Zitat: Fegert, J. M., Vitiello, B., Plener, P. L., & Clemens, V. (2020). Challenges and burden of the Coronavirus 2019 (COVID-19) pandemic for child and adolescent mental health: a narrative review to highlight clinical and research needs in the acute phase and the long return to normality. Child and adolescent psychiatry and mental health, 14, 1-11.

 

 


5. Psychische Folgen

Psychische Folgen von Quarantäne-Maßnahmen
Rapid Review zu der Frage, welchen Effekt Quarantänemaßnahmen auf den Menschen haben

Diese Übersichtsarbeit evaluiert 24 Artikel, die psychische Folgen von Quarantänemaßnahmen untersuchen. Die meisten Studien berichten von – mitunter langfristigen – negativen Effekten wie z.B. posttraumatische Stresssymptome, Verwirrung und Ärger. Zu den wichtigsten Faktoren, die sich für negative psychische Folgeerscheinungen verantwortlich zeichnen, zählen eine längere Quarantänedauer, die Angst vor Infektionen, Frustration, Langeweile, unzureichende Versorgung, inadäquate Information sowie finanzielle Einbußen. Folglich plädieren die Autoren dafür, die Quarantänemaßnahmen auf das notwendigste Minimum zu reduzieren sowie klare Gründe für die Maßnahmen zu vermitteln.

Link: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)30460-8/fulltext?fbclid=IwAR36LpFsHEjd2YHpM-UR7ip_qV8ZPIKmPiEatpm5fkSuhV8bhCSNT0cy_r8
PDF (Open Access): https://www.thelancet.com/action/showPdf?pii=S0140-6736%2820%2930460-8
Zitat: Brooks, S. K., Webster, R. K., Smith, L. E., Woodland, L., Wessely, S., Greenberg, N., & Rubin, G. J. (2020). The psychological impact of quarantine and how to reduce it: rapid review of the evidence. The Lancet, 395, 912-920.

 

Zahlreiche Studien offenbaren negative psychische Folgen der Corona-Krise
Ein Überblicksartikel zeigt, dass besonders Kinder und ältere Menschen betroffen sind

Ein Review über insgesamt 65 Artikel berichtet über negative psychische Folgen der aktuellen Corona-Krise. Insbesondere die strikte Quarantäne sowie auch Maßnahmen der sozialen Distanzierung und Isolation zeitigen sichtbare Effekte: So werden bei Kindern sowie auch bei älteren Menschen (darunter vor allem bei jenen mit zugrundeliegenden Gesundheitsproblemen) vermehrt Sorgen und Ängste berichtet. Ebenso sind medizinische Berufe einem zusätzlichen physischen und psychischen Stress ausgesetzt.

Link:https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7324731/
PDF: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7324731/pdf/pi-2020-0161.pdf
Zitat: Kontoangelos, K., Economou, M., & Papageorgiou, C. (2020). Mental health effects of COVID-19 pandemia: a review of clinical and psychological traits. Psychiatry investigation, 17(6), 491.



Eine Überblicksarbeit verweist auf potentielle gravierende psychische Folgen
Ausgehend von früheren Pandemien und Krisen sind psychische Folgestörungen zu erwarten

Da die Datenlage zu den psychischen Auswirkungen der Corona-Krise derzeit gering ist, lassen sich mögliche psychische Folgestörungen vor allem anhand der Erfahrungen früherer Krisen und Epidemien wie z.B. der 2003 SARS-Cov-Krise in Taiwan vorhersagen. Die Autoren des Übersichtsartikels schlussfolgern, dass die aktuelle Krise neben erhöhten Stress- und Angstlevels sowie auch Schlafstörungen, Verleugnung und Aggression zu zusätzlichen psychiatrischen Erkrankungen wie z.B. Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) führen wird.

Link:https://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/0020764020915212?url_ver=Z39.88-2003&rfr_id=ori%3Arid%3Acrossref.org&rfr_dat=cr_pub%3Dpubmed&PDF: https://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/0020764020915212
Zitat: Torales, J., O’Higgins, M., Castaldelli-Maia, J. M., & Ventriglio, A. (2020). The outbreak of COVID-19 coronavirus and its impact on global mental health. International Journal of Social Psychiatry, 0020764020915212.


6. Maßnahmen (Masken, Lockdown)

Inhaled CO2 concentration while wearing face masks: a pilot study using capnography

https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2022.05.10.22274813v1

Kein Mehrwehrt restriktiver Maßnahmen wie z.B. Lockdowns
Eine Studie zeigt keinen signifikanten Benefit gegenüber weniger restriktiven Maßnahmen

Eine Studie analysiert den Anstieg von COVID-19-Fallzahlen in Abhängigkeit von der Einführung wenig restriktiver vs. sehr restriktiver Maßnahmen (z.B. Lockdowns) in 10 Ländern (England, Frankreich, Deutschland, Iran, Italien, Niederlande, Spanien, Südkorea, Schweden und die USA). Anhand sogenannter „first‐difference models“ mit festen Effekten konnten die Studienautoren den Einfluss restriktiver Maßnahmen von weniger restriktiven Maßnahmen und der generellen Epidemie-Dynamik trennen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sehr restriktive Maßnahmen keinen signifikanten Vorteil bieten. D.h. das Wachstum der Fallzahlen verändert sich nicht wesentlich durch einen Lockdown. Die erwünsche Reduktion der Neuinfektionen könnte folglich auch mit weniger restriktiven Maßnahmen erreicht werden.

Link: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/eci.13484
PDF: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/eci.13484
Zitat: Bendavid, E., Oh, C., Bhattacharya, J., & Ioannidis, J. P. Assessing Mandatory Stay‐at‐Home and Business Closure Effects on the Spread of COVID‐19. European Journal of Clinical Investigation, e13484.

 

Chirurgische Masken reduzieren nicht das SARS-Cov-2-Infektionsrisiko
Randomisierte Kontrollstudie (RCT) zeigt keinen Unterschied zwischen Maskentragen vs. Keine Masken

Eine neue Studie aus Dänemark zeigt, dass Masken nicht vor der Übertragung einer Corona-Infektion schützen: Insgesamt nahmen 4.862 Personen an der Studie teil und wurden zufällig in eine von zwei Gruppen zugeteilt mit der Instruktion, entweder immer eine chirurgische Maske zu tragen, wenn sie mit anderen im Kontakt waren (Gruppe 1) oder keine Maske zu tragen (Gruppe 2). Das Ergebnis ergab keinen Unterschied in den Ansteckungsraten, die in beiden Gruppen gering waren.

Link: https://www.acpjournals.org/doi/10.7326/M20-6817
Zitat: Bundgaard, H., Bundgaard, J. S., Raaschou-Pedersen, D. E. T., von Buchwald, C., Todsen, T., Norsk, J. B., ... & Fogh, K. (2020). Effectiveness of Adding a Mask Recommendation to Other Public Health Measures to Prevent SARS-CoV-2 Infection in Danish Mask Wearers: A Randomized Controlled Trial. Annals of Internal Medicine.



Stoffmasken gehen mit höherem Infektionsrisiko einher
Randomisierte Kontrollstudie (RCT) zum Wirksamkeitsvergleich von Stoff- und medizinischen Masken

Ziel dieser randomisierten Kontrollstudie war es, die Wirksamkeit von Stoffmasken mit medizinischen Masken in Spitälern zu vergleichen. Hierzu wurden insgesamt 1.607 Spitalsmitarbeiter einer von drei Gruppen (Stoffmaske vs. medizinische Maske vs. Kontrollgruppe) zugeteilt und der Gesundheitszustand (Atemwegserkrankungen, grippeähnliche Erkrankungen, laborbestätigte Virusinfektionen) engmaschig beobachtet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Infektionsrate (speziell grippeähnliche Erkrankungen) unter den Stoffmaskenträgern signifikant am höchsten war. Darüber hinaus lag die Durchlässigkeit für Partikel von Stoffmasken bei 97%, von medizinischen Masken bei 44%. Die Autoren warnen vor der Verwendung von Stoffmasken, da die Ansammlung von Feuchtigkeit, die Wiederverwendung der Masken und eine geringe Filtration das Risiko einer Ansteckung erhöhen können.

Link/ PDF (Open Access):https://bmjopen.bmj.com/content/5/4/e006577?fbclid=IwAR10n4XuIqgKFZQDEItYH73EhB0qLO78nid8PmRXeKHJ-1U2p9il5feY830
Zitat: MacIntyre, C. R., Seale, H., Dung, T. C., Hien, N. T., Nga, P. T., Chughtai, A. A., ... & Wang, Q. (2015). A cluster randomised trial of cloth masks compared with medical masks in healthcare workers. BMJ open, 5(4), e006577.

 

Händewaschen und Masken reduzieren das Ansteckungsrisiko nicht
Ein systematisches Review zur Wirksamkeit diverser Maßnahmen

Dieser Übersichtsartikel beschäftigt sich mit der bisherigen wissenschaftlichen Evidenz zur Wirksamkeit nicht-pharmakologischer Schutzmaßnahmen und Umwelthygienemaßnahmen zur Reduktion des Ansteckungsrisikos mit Influenza. Die Auswertung von 12 randomisierten kontrollierten Studien zur Handhygiene zeigte, dass Händewaschen keinen signifikanten Einfluss auf das Influenza-Ansteckungsrisiko in nichtmedizinischen Settings hatte. Ebenso fanden die Autoren bei der Analyse von 10 randomisierten kontrollierten Studien, dass Tragen von Masken sowohl bei infizierten als auch bei nicht infizierten Personen keinen signifikanten Effekt auf die Übertragung von Grippe hatte. Ferner deutet eine begrenzte Anzahl an Studien darauf hin, dass auch die Reinigung von Oberflächen und Gegenständen keine Wirkung bei der Vorbeugung von Influenzainfektionen hat.

Link: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7181938/
PDF:https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7181938/pdf/19-0994.pdf
Zitat: Xiao, J., Shiu, E.Y.C., Gao, H., Wong, J.Y., Fong, M.W., Ryu, S. & Cowling, B.J. (2020). Nonpharmaceutical measures for pandemic influenza in nonhealthcare settings—social distancing measures. Emerging infectious diseases, 26(5), 967-975.

 

Masken schützen nicht vor respiratorischen Symptomen
Eine Studie mit französischen Haddsch-Pilgern deutet auf einen mangelnden Schutz von Masken hin

Im Rahmen dieser Beobachtungsstudie wurden 274 französische Pilger, die 2009 am Haddsch in Mekka teilnahmen, untersucht. Ziel war es, zu evaluieren, ob die Verwendung von Handdesinfektionsmitteln, Gesichtsmasken und Grippeimpfungen vor einer Ansteckung schützt. Die Ergebnisse zeigen, dass obgleich knapp 80% der Pilger Masken verwendeten und knapp 97% über eine Grippeimpfung verfügten, weder die Impfung noch die Masken effektiv respiratorische Symptome (Husten, Halsweh, Schnupfen, Fieber) reduzierten.

Link: https://academic.oup.com/jtm/article/18/1/53/1817815
PDF: https://academic.oup.com/jtm/article-pdf/18/1/53/5145273/jtm18-0053.pdf
Zitat: Gautret, P., Vu Hai, V., Sani, S., Doutchi, M., Parola, P., & Brouqui, P. (2011). Protective measures against acute respiratory symptoms in French pilgrims participating in the Hajj of 2009. Journal of travel medicine, 18(1), 53-55.

 

Masken gehen mit höherem Risiko von Halsschmerzen einher
Unter malaysischen Haddsch Pilgern mit Masken wurden vermehrt Halsschmerzen festgestellt

Respiratorische Symptome wie Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Fieber treten unter Haddsch-Pilgern überproportional häufig auf. Eine Querschnitts-Studie untersuchte, ob die Verwendung von Masken und Grippeimpfungen vor einer Ansteckung mit einem respiratorischen Infekt schützen können. Von den 387 teilnehmenden malaysischen Pilgern waren 72% geimpft, und knapp 73% trugen während dem Haddsch Masken. Die Analysen deuten darauf hin, dass das Tragen von Masken vermehrt mit Halsschmerzen wie auch mit einer Verlängerung der Symptomdauer einhergeht.

Link: https://academic.oup.com/jtm/article-abstract/17/2/82/1800641
PDF: https://academic.oup.com/jtm/article-pdf/17/2/82/5096987/jtm17-0082.pdf
Zitat: Deris, Z. Z., Hasan, H., Sulaiman, S. A., Wahab, M. S. A., Naing, N. N., & Othman, N. H. (2010). The prevalence of acute respiratory symptoms and role of protective measures among Malaysian hajj pilgrims. Journal of travel medicine, 17(2), 82-88.

 

Masken als Möglichkeit, Mykobakterien zu sammeln
Eine Studie zeigt, dass Masken zur Erforschung von Mykobakterien-Kulturen eingesetzt werden können

In einer Reihe von Experimenten mit insgesamt 37 Patienten wurde analysiert, inwiefern Gesichtsmasken für die Probennahme von Mykobakterien-Kulturen geeignet sind. Die Teilnehmer trugen die Masken ein oder zwei Mal über einen Zeitraum von 10 min bis 5 Stunden. Auf Basis der Ergebnisse schlussfolgern die Autoren, dass sich Masken durchaus als Methode zur Probenentnahme von Bakterienkulturen eignen.

Link:https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0104921
PDF: https://journals.plos.org/plosone/article/file?id=10.1371/journal.pone.0104921&type=printable
Zitat: Williams, C. M., Cheah, E. S., Malkin, J., Patel, H., Otu, J., Mlaga, K., ... & Haldar, P. (2014). Face mask sampling for the detection of Mycobacterium tuberculosis in expelled aerosols. PLoS One, 9(8), e104921.

 

Chirurgische Masken können eine Kontakt-Dermatitis auslösen
Eine Einzelfallstudie zeigt kritische klinische Aspekte auf

Diese Kasuistik nimmt Bezug auf eine Studie aus Toronto (Donovan et al., 2007), die den Einsatz von 95-Masken (vergleichbar mit FFP-2-Masken) im Rahmen der 2002 SARS-Epidemie untersuchte und fand, dass unter den an die Dermatologie weiterverwiesenen Patienten, 13 mit Urticaria, allergischer und Kontaktdermatitis zu finden waren. Die Autoren führten dies u.a. auf das Vorhandensein von Formaldehyd in den Masken zurück. Die hier berichtete Einzelfallstudie untersucht einen Patienten, bei dem als Reaktion auf eine chirurgische Maske ebenfalls eine Kontaktdermatitis auftrat. Die Autoren führen dies auf einen in der Maske enthaltenen chemischen Stoff (Dibromodicyanobutane) zurück.
Zitierte Studie: Donovan, J., Kudla, I., Holness, L. D., Skotnicki-Grant, S., & Nethercott, J. R. (2007). Skin reactions following use of N95 facial masks. Dermatitis, 18(2), 104.

Link:https://journals.co.za/content/journal/10520/EJC-c3ca4ee66
PDF: https://journals.co.za/content/journal/10520/EJC-c3ca4ee66?crawler=true&mimetype=application/pdf
Zitat: Al Badri, F. M. (2017). Surgical mask contact dermatitis and epidemiology of contact dermatitis in healthcare workers: allergies in the workplace. Current Allergy & Clinical Immunology, 30(3), 183-188.


7. Situation in Italien

Gründe für die hohe Mortalität in Italien #1
Kommentar zu möglichen Gründen für die hohe Sterblichkeit in Italien

Die Beobachtung, dass die Sterblichkeit positiv getesteter COVID-19-Patienten in Italien höher liegt als in anderen Ländern, führen die Autoren primär auf drei Faktoren zurück: (1) Das höhere Durchschnittsalter: Dieses ist in Italien höher als in anderen Industrieländern (23% sind über 65 Jahre alt); (2) Unklare Definition der Todesursache: COVID-19 bezogene Todesfälle sind unklar definiert, zumal all jene PatientInnen dazugezählt werden, die mittels RT-PCR-Test positiv auf das Virus getestet wurden, unabhängig von Vorerkrankungen, die ursächlich für die Sterblichkeit verantwortlich sein könnten; (3) Unterschiedliche Test-Strategien: In Italien werden jene prioritär getestet, die schwere klinische Symptome aufweisen. Zumal die Sterblichkeit als die Anzahl der Todesfälle unter positiv Getesteten dividiert durch die Zahl der positiven SARS-CoV-2 Fälle definiert wird, führt das obige Vorgehen zu einer Überschätzung der Mortalitätsrate, weil die weniger schweren Fälle nicht im Nenner gezählt werden.

Link:https://jamanetwork.com/journals/jama/article-abstract/2763667
PDF:https://www.sfndt.org/sites/www.sfndt.org/files/medias/documents/Onder%20et%20al.%2C%20JAMA%20Mars%202020.pdf
Zitat: Onder, G., Rezza, G., & Brusaferro, S. (2020). Case-fatality rate and characteristics of patients dying in relation to COVID-19 in Italy. JAMA.

 

Gründe für die hohe Mortalität in Italien #2
Artikel zur Luftverschmutzung als Einflussfaktor

Dieser Artikel untersucht den Zusammenhang zwischen der hohen SARS-CoV-2-Mortalität und der Luftverschmutzung in Norditalien, und hierbei speziell in den Regionen der Lombardei und Emilia Romagna, die zu den Regionen mit der höchsten Luftverschmutzung in Europa zählen. Die Autoren zeigen auf, dass Personen, die in einer Region mit hohen Schadstoffwerten leben, ein höheres Risiko aufweisen, eine chronische Atemwegserkrankung aufzuweisen. Dies gilt auch für junge und gesunde Personen. Die Autoren rufen folglich dazu auf, die hohe Luftverschmutzung Norditaliens als zusätzlichen Einflussfaktor der hohen Sterblichkeit zu berücksichtigen.

Link:https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7128509/
PDF: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7128509/pdf/main.pdf
Zitat: Conticini, E., Frediani, B., & Caro, D. (2020). Can atmospheric pollution be considered a co-factor in extremely high level of SARS-CoV-2 lethality in Northern Italy?. Environmental Pollution, 114465.



Gründe für die hohe Mortalität in Italien und Spanien
Artikel zu Stickstoffdioxid als Einflussfaktor

Diese Studie untersucht den Zusammenhang zwischen der langfristigen Exposition mit Stickstoffdioxid (NO2) und der COVID-19 bezogenen Mortalität. Insgesamt wurden 66 Regionen in Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland auf ihre Stickstoffdioxid-Anreicherung untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass sich 78% (n=3.487) der insgesamt 4.443 Todesfälle über fünf Regionen in Norditalien und in Zentralspanien verteilen. Diese Regionen weisen zudem neben den höchsten Stickstoffdioxid-Konzentrationen einen abwärtsgerichteten Luftstrom auf, der eine wirksame Verringerung der Luftverschmutzung verhindert. Die Autoren schlussfolgern, dass diese Umstände zu den wichtigsten Einflussfaktoren hinsichtlich der hohen Mortalität in diesen Regionen zählen.

Link:https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0048969720321215
PDF:https://reader.elsevier.com/reader/sd/pii/S0048969720321215
Zitat: Ogen, Y. (2020). Assessing nitrogen dioxide (NO2) levels as a contributing factor to the coronavirus (COVID-19) fatality rate. Science of The Total Environment, 138605.